Am Abend des 04.10.25 suchten ca. 20 Anhänger der rechtsradikalen AfD das Hausprojekt OM10 auf und griffen dort anwesende Menschen brutal an. Dass deren Wahl ausgerechnet auf das Wohnprojekt am Platz der Synagoge fiel, ist kein Zufall, sondern ein Versuch rechter Raumnahme.
Seit nunmehr 10 Jahren gilt die OM10 als Ort gelebten antirassistischen Engagements. Das Aufsuchen dieser Räumlichkeiten kann daher als bewusster Einschüchterungsversuch gegen genau jene politische Praxis gewertet werden. Einer Praxis, die in Zeiten fortschreitenden gesellschaftlichen Rechtsrucks und Asylrechtsverschärfungen umso wichtiger erscheint.
Noch in der gleichen Nacht wurde die Fassade des Dots großflächig mit faschistischen Symbolen und Parolen beschmiert. Die Bar in der Göttinger Innenstadt arbeitet auf Grundlage eines diskriminierungskritischen Grundkonsenses, organisiert darauf fußend Kulturveranstaltungen für alle die jenen teilen. Für offen neonazistische Kräfte verabscheuungswürdige Begründung genug, um zum Feindbild erklärt und entsprechend markiert zu werden.
Diese beiden Angriffe reihen sich ein in eine Zunahme an Übergriffen und Provokationen in jüngster Vergangenheit – bilden zugleich jedoch auch eine neue Eskalationsstufe. Während rechte Medienportale und Social-Media-Bubbles gegen emanzipatorische Projekte, Linke, Queers und Geflüchtete hetzen, schreiten rechte Jugendgruppen und AfD-Anhängerschaft zur Tat. Auch im Umfeld des Juzis kam es in den vergangenen beiden Jahren zu wiederholten Einschüchterungsversuchen durch offenkundig menschenverachtende Sticker und Schmierereien. Vor allem vergangenen Winter traten zudem mehrmals rechte Möchtegernmachos im Umfeld unserer Veranstaltungen in Erscheinung und schufen für Besucher*innen unseres Hauses ein Bedrohungsszenario.
Solcherlei Taten lösten in der jüngsten Vergangenheit eine breite Welle an Solidarität aus. Es ist jene gegenseitige Unterstützung, die uns als wirksamstes Mittel gegen alle berechtigten Sorgen und Ängste über solch Taten erscheint. Die AfD-Anhänger bei der OM10 wurden durch couragierte Antifas schnell vertrieben. Die Hakenkreuze am Dots wurden nur Stunden nach ihrem Anbringen wieder entfernt. Auch als Juzi wussten und wissen wir viele Menschen hinter uns stehen, sollten rechte Kräfte weiter versuchen uns einzuschüchtern. Während die Polizei verharmlost oder teils selbst als Akteur eines gesellschaftlichen Rechtsrucks fungiert, liegt es an uns selbstverwaltete Räume emanzipatorischen Miteinanders zu schaffen, zu erhalten und im Zweifel auch zu verteidigen – sie sind in Zeiten wie diesen wichtiger denn je.
Solidarität mit allen Betroffenen rechter Gewalt! Ob in Göttingen oder anderswo, ob durch die Teilnahme an oder das Organisieren von antifaschistischen Events, ob in Gesprächen in Momenten der Ruhe oder beherzten Handelns wenn’s drauf ankommt: Alle zusammen gegen den Faschismus!
Juzi im Oktober 2025

