Dies ist nur eine sehr kurze Darstellung! Wer das Juzi erleben will, join it!
Das Juzi wurde 1982 als Jugendtreffpunkt in der Innenstadt gegründet. Die Geschichte des Juzi ist eng mit Ideen der Hausbesetzer*innenszene Anfang der 80er Jahre verbunden. Das Haus selbst war jedoch nie besetzt, allerdings ist es selbstverwaltet. Selbstverwaltet heißt für uns, dass Menschen ihr Leben und die Verwirklichung ihrer Bedürfnisse selbst in die Hand nehmen wollen und können. Daher bietet das Juzi für eine Vielzahl von Aktivitäten Platz: es gibt Jugendcafés, politische Gruppen, Bands, Konzerte, Partys, Bars, eine Tischlerei, eine Siebdrucke, eine Bibliothek und Übungsräume. Hier treffen sich verschiedenste Menschen und Gruppen. Das Verbindende ist eine Verweigerung gegenüber dem auf Geld und Verwertbarkeit ausgerichteten Einheitsbrei – die Palette der Meinungen und Stile ist vielfältig, streitbar und nicht immer einfach.
Das Juzi versteht sich als antifaschistisch. Es hat den Anspruch, in politische Belange einzugreifen – was mal besser und mal weniger klappt. Das Juzi stand und steht in einem streitbaren Verhältnis zur herrschenden Politik. Es gab in den über 35 Jahren immer wieder Auseinandersetzungen mit der Stadt und der Polizei. 1986 überfielen ca. 400 Polizisten das Haus, hielten 414 Menschen darin fest und nahmen deren Personalien auf. Diese Razzia wurde hinterher vom Gericht für illegal und völlig unverhältnismäßig erklärt.
Ende der 80er, Anfang der 90er kam es vermehrt zu Auseinandersetzungen mit Neonazis. 1989 marschierten z.B. ca. 100 Faschisten, teilweise in Braunhemden, vor dem Juzi auf und beschossen das Haus mit Leuchtraketen und Steinen. Es gab seitdem diverse Versuche, mit Steinen oder Brandsätzen in das Haus einzudringen. Das von außen relativ unzugängliche und abgeschottete Aussehen des Hauses hat hier seinen Grund.
Schon Ende der 1980er Jahre traten immer mehr Neonazis offen auf, verprügelten Menschen oder zündeten wie in Rostock, Mölln, Solingen und Lübeck die Häuser von Menschen ohne deutschen Pass an. Häufig haben die Polizisten bei neonazistischen Aktivitäten die Nazis geschützt und auf Antifaschist*innen eingeprügelt. So wurde 1989 die Antifaschistin Conny in Göttingen getötet, nachdem die Polizei sie und ihre Freund*innen durch die Stadt gejagt hatte und versuchte, an einer dicht befahrenen Straße ihre Personalien festzustellen.
Die antifaschistische Gegenwehr ist in Göttingen bis heute relativ stark – Nazis werden weder die Straßen noch die Köpfe widerstandslos überlassen. Das ist eine kontinuierliche Anstrengung vieler verschiedener Gruppen und Personen. Unter anderem beim „Goldenen Oktober“ 2005 brannten auf Kreuzungen Barrikaden, während 2016 über Wochen hunderte von Menschen auf die Straße gingen und so klarstellten, dass Neo-Nazis in Göttingen keinen Meter marschieren und ihre Hass-Propaganda nicht unbestritten verbreiten können.
Das Juzi ist antisexistisch. Ebenso bemühen wir uns, Mackertum und Sexismus im Juzi zu bekämpfen. Das klappt teilweise ganz schlecht, weil auch Juzi-Besucher*innen Teil dieser sexistischen Gesellschaft sind (was keine Entschuldigung ist) und weil manche Subkulturen Mackertum sogar besonders toll finden. Dennoch gibt es immer wieder Ansätze, z.B. unerwünschtes Anfassen, anglotzen, sowie mackerhaftes, sexistisches Auftreten zu unterbinden. Das Juzi will ein angenehmer Raum jenseits von Heterosexismus, Homophobie und Transphobie sein – das klappt mal mehr, mal weniger gut. Veranstalter*innen und Besucher*innen sind aufgefordert, Menschen, die sich belästigt fühlen, sofort zu unterstützen und z.B. körperliches Bedrängen oder sexistische / homophobe / transphobe Sprüche zu unterbinden. Wie weit das klappt, hängt von allen ab!
Das Juzi ist unkommerziell. Das bedeutet für uns, dass die Teilnahme an Juzi-Veranstaltungen nicht am Geld scheitern darf. Niemand soll nur wegen mangelnder Kohle draußen bleiben müssen. Daher sind die Preise bewusst niedrig und es kann verhandelt werden (bei Bedarf, aber nicht als geiz-ist-geil-Sport). Das Juzi verdient mit den Veranstaltungen kein Geld, sondern möchte Musik, Tanz, Party, Spaß und Politik jenseits von Kommerz und Schützenfesten verwirklichen. Die im Juzi stattfindende Kultur ist daher vielfältig, nicht charts-verdächtig und auf Menschen ausgerichtet, die eher Subkulturen bevorzugen und lieber mitmachen als nur zu konsumieren.
Das Juzi ist mal mehr und mal weniger bedroht aber stets widerstandsfähig. Das Juzi gibt es nun seit über 40 Jahren. In der Zeit hat es viele legendäre Tage und Nächte gegeben. So manch ein Rebell*innen-Leben ist hier losgegangen oder weitergegangen. Beständig gab es aber auch Ärger, sei es mit Nazis, Polizei oder karrieregeilen Jungkonservativen. Die meisten Beschimpfungen nehmen wir gelassen und mit Humor: als ganz „schmuddelige Ecke“, Teil des „Dreiecks der Gewalt“ oder „optischer und gesellschaftlicher Schandfleck“ haben wir bisher immer genug Kraft gefunden, trotzdem Subkultur und Politik möglich zu machen. Die Zähne zeigt bekanntlich, wer’s Maul aufmacht …
Dementsprechend gab und gibt es in den vielen Jahren auch Ärger wegen politischer Meinungsäußerungen z.B. auf den Haustransparenten. Ohnehin hat es aus dem Juzi heraus immer eine Vielzahl von politischen Kampagnen gegeben gegen staatlichen Rassismus, gegen Repression, zu internationaler Solidarität, gegen Sozialabbau und Sexismus.
Es gibt keinen einheitlichen Konsens zu politischen Fragen im Juzi – Selbstbestimmung und die großen Antis sind die Minimalbasis. Wir sind also gegen Faschismus, Antisemitismus, Kapitalismus, Sexismus und Rassismus und für ein Leben im Widerspruch, mit Freund*innen, in Solidarität, die wir oft nicht erreichen und immer wieder anstreben. Revolution ist ein Prozess und alles andere bekanntlich ohnehin Quark.
In diesem Sinne – join it (wenn Du kein Nazi/Burschi/Antisemit/Rassist/Sexist*in bist)