Gemeinsame Erklärung von Stadtjugendring Göttingen, Jugendzentrum Geismar e.V., Unabhängiges Jugendzentrum Weende, Jugendzentrum Innenstadt und Kore e.V.

Am 15. November hat die Verwaltung der Stadt Göttingen ihr Haushaltssicherungskonzept (HSK) vorgestellt. In diesem Haushaltssicherungskonzept schlägt die Verwaltung vor, die bestehenden Verträge mit den Trägern der freien Jugendarbeit zu kündigen. Dies begründet sie damit, die bevorstehende Tarifsteigerung auszusetzen und Gelder einzusparen.

Über diese Pläne sind wir schockiert. Die Verwaltung macht neben dem Vorschlag der Vertragskündigungen keinerlei Aussage darüber, wie und ob die Träger der freien Jugendarbeit überhaupt neue Verträge bekommen werden.

Bedroht von den vorgeschlagenen Vertragskündigungen sind: das Jugendzentrum Geismar, das UJZ Weende, der Jugendclub Grone, das JuzI, Kore als Angebot der offenen Mädchen*arbeit und der Stadtjugendring als Zusammenschluss von über 30 Jugendverbänden in Göttingen.

Dem Vorschlag der Stadtverwaltung nach sollen die Kündigungen bis Ende diesen Jahres erfolgen. Damit sind die freien Träger der Jugendarbeit ab 2026 konkret von Schließung bedroht.

Die Verwaltung schreibt in ihrem Haushaltssicherungskonzept selbst, dass mit diesen drohenden Kündigungen die Einrichtungen Personal verlieren könnten, der Regelbetrieb der Einrichtungen nicht mehr aufrechterhalten werden wird, und all das trotz des starken Bedarfs an unserer Arbeit, der auch der Verwaltung bekannt ist. Und auch jetzt schon stehen diverse Einrichtungen schon vor akuten Problemen wie dem Fachkräftemangel.

Nach mehreren Jahrzehnten erfolgreicher und aktiver Jugendarbeit stellt sich tatsächlich die Frage, ob unsere Arbeit weiter existieren kann.

Mit den geplanten Vertragskündigungen in diesem Jahr hätten die freien Träger nur ein Jahr Zeit, um, falls überhaupt möglich, neue Verträge auszuhandeln. Auch hier weiß die Verwaltung, dass unterschiedliche Stellen und Gremien an so einem Vorgang beteiligt sind- neue Vertragsabschlüsse können nicht in einem so kurzen Zeitraum wie einem Jahr erarbeitet werden.

Wenn die Stadtverwaltung diese Pläne tatsächlich weiterverfolgt, ist zu befürchten, dass nicht nur neue formale Kriterien für eventuelle neue Verträge ausgehandelt werden müssen, sondern auch Verträge mit einzelnen Einrichtungen grundsätzlich infragegestellt werden.

Über Jahrzehnte gab es keine Tarifsteigerungen, was dazu geführt hat, dass unbezahlte Arbeit von Ehrenamtlichen geleistet werden musste.

Allein die geplante Aussetzung der Tarifsteigerungen für das Personal erinnert an die altbekannte Praxis, freien Trägern faktisch Gelder zu kürzen.

Das inzwischen bestehende Vertrauensverhältnis zwischen den freien Trägern, städtischen Trägern der Jugendarbeit und der Verwaltung ist mit dem Haushaltssicherungskonzept gefährdet. Bundesweit wurde Göttingen für die gute Zusammenarbeit gelobt.

Unter anderem ist aus dieser Kooperation das Rahmenkonzept der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in Göttingen entstanden, an dem freie Träger, Verwaltung und Stadtpolitik mitgewirkt haben. Die von der Verwaltung nun vorgeschlagenen Tarifkürzungen sowie Kündigungen gefährden den Erfolg diesen Rahmenkonzepts und damit die Offene Kinder- und Jugendarbeit in Göttingen. Mehr noch, diese Vorschläge werden mehr zerstören, als sie je an Einsparungen einbringen würden.

Das bewusste Kaputtsparen von Strukturen führt meistens zu dem Punkt, dass diese Strukturen nicht mehr existieren. Die Arbeit mit jungen Menschen erfordert auch sichere und stabile Beziehungen sowie Kontinuität- mit geplanten Kürzungen und Kündigungen sind Personalwechsel und Personalmangel einkalkuliert, und stehen somit im Gegensatz zu den Erfordernissen der Kinder- und Jugendarbeit und der Arbeit mit Menschen generell.

Der Bedarf und die Notwendigkeit an Angeboten offener Kinder- und Jugendarbeit sind bekannt: mit dieser Arbeit wird unter anderem sinnvolle Freizeitgestaltung ermöglicht bis hin zu Hilfen in Krisensituationen.

Diese Arbeit kann nicht nur durch Ehrenamtliche geleistet werden- zumal es häufig Schwierigkeiten gibt, Menschen für längerfristiges gesellschaftliches Engagement zu gewinnen. Auch diese Tatsachen müsste die Stadt kennen- so hat sie zum Beispiel hinsichtlich ihrer Sommermaßnahmen selbst Schwierigkeiten, die Arbeit durch Ehrenamtliche sicherzustellen.

Diese geplanten Kürzungen und Vertragskündigungen sind ein fatales Signal an die engagierten Einrichtungen, junge Menschen und die gesamte Stadtbevölkerung Göttingens. Diese Vorschläge der Verwaltung können nur frustrieren und finden in einem Bereich statt, in dem junge Menschen und ihr Aufwachsen in unserer Gesellschaft sinnvoll begleitet werden sollen. Damit sind sie Teil einer Entwicklung, die die Möglichkeit zur demokratischen Teilhabe weiter verkleinert.